Zwei kleine Türen an der hinteren Wand des Guckkastens. Rumms! Stampf! Rumms! Schon der antizipierte Sound der Inszenierung „Die Physiker“ am Schauspielhaus in Stuttgart klingt nach Routine. Wenig später tatsächlich: Rumms! Rumms! Stampf! Der Takt aus dem Theater-Abende sind, an die sich niemand erinnert, zu denen es sich aber gut schunkeln lässt.
Drei Physiker in der Irrenanstalt. Wegen ihres Größenwahns, denkt man zunächst, schließlich behaupten sie, Einstein oder Newton zu sein. Weltflucht und Weltschutz, dämmert es schließlich. Denn die Hauptfigur, Möbius, ist nicht verrückt. Doch nur im Reich der Verrückten scheinen ihm seine revolutionären Ideen sicher vor jeder fremden Instrumentalisierung. Leider sind seine Kollegen ebenso wenig verrückt. Zwei Agenten, die es auf seine Manuskripte abgesehen haben.
Regisseurin Cilli Drexel stand ein Stoff zur Verfügung, der förmlich danach schreit, ins Jetzt transportiert zu werden. Eine Idee, ein Kniff, eine neue Pointe. Aber Drexel klebt gemeinsam mit Dramaturgin Carolin Losch so sehr am Original, dass die Frage nach der Relevanz gleich doppelt auftaucht. Das atomare Zeitalter ist vorüber, was also soll die apokalyptische Bedrohung sein? K.I.? Und weshalb eines der erfolgreichsten Stücke neu inszenieren, wenn einem nichts Neues dazu einfällt?
„Die Physiker“ ist ein Werk voller Wahnsinn, vorgetäuschter, echter, alltäglicher. Aber kaum einer der Darstellenden kann diesen wirklich für sich nutzen. Hauptdarsteller Marco Massafra gibt der Rolle des verzweifelten Genies Möbius zwar eine herrliche Physis mit, resignierter kann ein Körper kaum an einem Kopf hängen. Doch vor allem im Monolog erreicht sein Sprechen nie die nötige Höhe, weder an Wahn noch an Verzweiflung.
Den einzigen echten Lichtblick bietet Klaus Rodewald, der seinem Einstein vom ersten Auftritt an ein Maß an Originalität verleiht, das den übrigen Figuren völlig abgeht. Leider kriegt man ihn nur selten zu Gesicht und hört stattdessen nur sein Gegeige.
„Die Physiker“ wirkt daher über weite Strecken beliebig. Die Gefährlichkeit des Denkens zu verhandeln, kann auch heute noch von Belang sein. Dafür darf man aber selbst nicht aufs Denken verzichten. So bleibt dem Zuschauer nur das Einstimmen in den Schlussakkord: „Ich bin der arme König Salomo„.
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