Ein bisschen peinlich: „Football Leaks“ und die bemühte Empörung

Football Leaks

Die Football Leaks haben wieder zugeschlagen: Ein amerikanischer Sportmanager zahlt kräftige Prämien an die europäischen Top-Teams, damit diese bei seinem Vorbereitungsturnier mitspielen. Anders als die Fans der deutschen Nationalmannschaft kann er dabei Klauseln in den Vertrag schreiben, die auch bei diesen unbedeutenden Testkicks den Einsatz der Stars garantieren.

Das Financial Fairplay ist zudem eine Luftnummer, weil die FIFA nach wie vor von Dilettanten geleitet wird, die vor allem für sich selbst arbeiten und deshalb im Zweifel auch für die Klubs reicher Scheichs.

Und zuguter letzt prüfen die europäischen Spitzenklubs doch tatsächlich die Gründung einer eigenen Liga. An der UEFA vorbei. Der UEFA! Wie kann man nur.

So lassen sich, ganz grob, die neuesten Erkenntnisse des Recherchenetzwerks EIC zusammenfassen, die unter anderem der SPIEGEL diese Woche veröffentlicht hat.

Detailverliebtheit verdeckt das Boulevardeske

Neben der mal mehr, mal weniger offensichtlich zutage tretenden Banalität dieser abermals kaum abendfüllenden Enthüllungen, sind es vor allem deren Aufmachung und Präsentation, die betroffen machen.

Es soll einen „Geheimbund“ gegeben haben, die Gründung einer „privaten Eliteliga“ sei dessen Sinn und Zweck gewesen. Schon die Wortwahl des Teasers lässt erahnen, worum es auch bei „Football Leaks 2“ gehen wird: Größtmögliche Skandalisierung größtenteils längst bekannter Praktiken, sprich: um Auflage. „Empört Euch!“ schallt es von den Presseplätzen hinüber zu den, naja, billigen Plätzen.

Inwiefern eine „Super League“ eine neue Idee sein soll, inwiefern es abwegig oder verwerflich sein soll, dass sich die großen Klubs um ihr eigenes Wohl kümmern, beantworten die bisherigen Veröffentlichungen leider nicht. Nur, dass die Super League vom EU-Wettbewerbsrecht geschützt wäre und daher keine Strafen seitens UEFA oder FIFA für die beteiligten Vereine zu befürchten wären.

Vorwürfe verschwinden im Unkronketen moralischer Begriffe

Begriffe wie Transparenz, Demokratie und Fairplay legen sich anklagend um die langen, ausführlichen Texte. Als intransparent wird dann anscheinend die Tatsache gegeißelt, dass die sieben Topklubs die Möglichkeit einer Super League geprüft haben, ohne vorab die Öffentlichkeit oder alle Klubs des Kontinents zu informieren. Die eigene Marktmacht auszunutzen und sich in Verhandlungen mit der UEFA der eigenen Position bewusst zu sein, rangiert laut Text irgendwo zwischen „Erpressung“ und grobem Foulspiel. Tatsächlich auch strafrechtlich relevant wäre hingegen die Gründung eines Kartells. Aber der SPIEGEL spricht lieber vom „Geheimbund“. Wohl nicht ohne Grund.

Die Kommerzialisierung des Fußballs, die damit einhergehende Schröpfung der Fans, die Langeweile in den nationalen Ligen jenseits von Spanien und England – es gibt reichlich Anlässe, mit dem Fußball zu brechen. Football Leaks Teil 2 liefert vorerst keine weiteren.

In den nächsten Wochen sollen auch die Themen Doping, Rassismus und Wettbetrug auf den Tisch kommen. Vielleicht ändert sich das dann.