Mai 2013

Leistung wird sich wieder lohnen

Wie Gewerkschaften und linke Politik die Einführung des Mindestlohns als Reise in das gelobte Land verkaufen. Und warum dies ein Armutszeugnis für Deutschland ist.

Acht Euro Fünfzig. Das ist die rote Linie zwischen dem 50. und 62. Breitengrad, jenseits derer eine bessere Welt auf uns warten soll. Billiglöhne ade, hereinspaziert Wohlstand. Und den Konjunkturaufschwung gibt es gleich obendrauf. Seit Jahren diskutieren Deutschlands Politiker über einen gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn, nie schien seine Einführung näher als jetzt. Selbst die Liberalen der FDP, denen ein solches Gesetz per Gesinnung grundfalsch erscheinen muss, haben kürzlich einen Mindestlohn light ins Parteiprogramm aufgenommen. Ist die schöne neue Welt also nicht mehr aufzuhalten?

Wenn man sich bewusst macht, was der Mindestlohn, für den alle Gutmenschen im linken Lager so vehement kämpfen, in seinem Umkehrschluss bedeutet, tritt bei dem Einen oder Anderen womöglich Ernüchterung ein. Einerseits bedeutet eine Lohnuntergrenze zwar, dass man nicht für weniger Geld arbeiten muss und kann. Andererseits bedeutet sie aber auch, dass man mit dem, was man garantiert kriegt, auch gefälligst zufrieden sein soll.

Erst recht wenn rot-rot-grüne Fahnenträger den Mindestlohn als die soziale Errungenschaft schlechthin anpreisen und deren Gegner als Unmenschen diffamieren. Acht Euro Fünfzig wären nicht nur der Mindestwert für menschliche Arbeit pro Stunde, sie wären auch der Preis, über den man als Arbeitgeber nicht hinausgehen müsste. Weil der Mindestlohn in seiner Höhe das gesellschaftliche Empfinden ausdrückt und als solches die gesellschaftliche Akzeptanz.

Einmal durchgesetzt, wird die prekäre finanzielle Situation vieler deutscher Bürger, die sich in einem Angestelltenverhältnis befinden, als erledigt betrachtet werden. Das Acht Euro Fünfzig, oder besser 1360 Euro brutto, auch nicht zum Leben reichen, scheint Gewerkschaften und Linksmenschen entgangen zu sein.

Der Mindestlohn wird nur ein Phyrrus-Sieg sein im alten Kampf gegen das Missverhältnis zwischen Arbeit und Menschenwürde. Aber die Champagner-, pardon, Sektflaschen stehen bereits kalt. Nach der Party wird es wieder wichtigere Themen geben.